1. Männer Last Dance

Vorhang auf zum letzten Akt in der Hohner Werner-Kuhrt-Halle. Die Drittliga-Handballer der HSG Eider Harde laden ein zu ihrem finalen Heimspiel der Saison 2024/25. Gegner am Sonnabend (Anwurf 19.15 Uhr) ist der SC Magdeburg II, der sich am vergangenen Spieltag ohne eigenes Zutun den Klassenerhalt gesichert hat. Die SCM-Youngsters spielen safe 3. Liga nächste Saison.
Genau wie die HSG, die als Tabellensechster mit dem Abstieg erneut nichts zu tun hat. Ganz im Gegenteil: Das proklamierte Ziel, viertbeste Mannschaft Schleswig-Holsteins zu werden, ist erreicht. DHK Flensborg und der TSV Altenholz können dem Team von Trainer Matthias Hinrichsen den inoffiziellen Titel nicht mehr streitig machen.
Und nun? Müssen sich die Zuschauer mit einem müden Saisonausklangmatch langweilen? Wohl kaum. Denn hat Hinrichsen ein Ziel erreicht, justiert er den Kompass sofort wieder neu.
Der Coach schielt auf Platz 5, den aktuell die Füchse Berlin II besetzen. Die müssen am Wochenende gegen den Dritten TuS Vinnhorst ran. Verlieren die Hauptstädter bei einem gleichzeitigen Sieg der HSG, zieht die Hinrichsen-Crew an ihnen vorbei.
Genug Motivation für die Eider-Handballer, den letzten Auftritt vor den eigenen Fans siegreich zu gestalten. Zumal danach Party ansteht. Zwei Punkte würde die Saisonabschlussfete sicherlich noch mehr anzünden. Es gibt Leckeres vom Grill, 50 Liter Freibier, Aperol Spritz und eine Tombola mit attraktiven Preisen. Unter anderem spendet jeder Feldspieler sein Originaltrikot. Thore Heinemann bringt sogar sein Jersey vom VfL Lübeck-Schwartau mit. Zudem gibt es Tickets fürs Viertelfinal-Rückspiel der European League zwischen der SG Flensburg-Handewitt und GOG Handbold. Großer Sport.
Apropos. Ganz großes Tennis lieferte zuletzt der Duracell-Hase der HSG ab, Thore Heinemann. Ausgestattet mit einem Zweitspielrecht landete er mit dem VfL bei der HSG Nordhorn-Lingen einen Auswärtscoup im Abstiegskampf der 2. Liga. Dabei zeigte der erst 21-jährige Kreisläufer hinten wie vorne eine überragende Vorstellung. Der Fels in der Brandung im Mittelblock und im Angriff neun Tore. Zur Belohnung stand der Tetenhusener in der Mannschaft des Spieltags der 2. HBL mit einem HPI-Wert von 100.
„Matze“ Hinrichsen grinst: „Wenn man überlegt, dass ich Thore gar nicht gescoutet habe, sondern er mit gerade mal 17 Jahren 2020 nur ins Sommertrainingslager nach Dänemark mitgefahren ist, weil sein Vater unser Torwarttrainer ist, dann ist sein Werdegang einfach atemberaubend. Damals hatte er noch nie am Kreis gespielt, war eigentlich ein Rückraumspieler. Da kann man mal sehen, was sich alles mit Wissensdurst und einem allürenfreien Verhalten erreichen lässt.“
Da nicht nur Heinemann Dauerfeuer abgibt, sondern Hinrichsen nach dem Derbysieg gegen die HSG Ostsee das Gefühl hatte, ein paar Tage Handball-Auszeit könnten seiner Mannschaft guttun, sah er seine Männer erst nach eineinhalb Wochen Pause am Dienstag wieder. „Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Spieler dieses Goodie zu schätzen wissen und umso mehr gegen den SCM performen werden“, sagt Hinrichsen.
Ein weiteres Ziel dürfte nämlich sein, den Punkteschnitt der vergangenen Saison zu wiederholen. 2024 lief die HSG mit 33:27 Punkten auf Rang 8 ein. Dafür bräuchte sie zwei Siege aus den restlichen zwei Partien.
Dass diesmal vermutlich weniger Punkte zu einem besseren Tabellenplatz reichen werden, zeugt von einer höheren Ausgeglichenheit der 3. Liga Nord-Ost. „Die Liga ist insgesamt gesehen stärker als in der Saison davor. Im vergangenen Jahr hätten 14 Punkte zum Klassenerhalt gereicht, diesmal würden 19 nicht langen“, sagt Spielführer Georg Rohwer, dem am Sonnabend zusammen mit seinem Co-Kapitän Jannik Oettershagen die ehrenvolle Aufgabe obliegt, eine Handvoll Teamkameraden zu verabschieden.
Tim-Ole Suhr und Mehmet Ali Ataman zogen schon vor einigen Monaten das HSG-Trikot aus, Hendrik „Hans“ Oettershagen (Pause) und Jorge Fülbier (wechselt zum TSV Hürup, bleibt aber Trainingsgast) trennen nur noch zwei Partien davon. Auch Co-Trainer Sjören Tölle möchte kürzertreten, für ihn kommt Thies Schmalfeld. Abschied wird jedoch erst nach Abpfiff gefeiert, davor steht ein lustiges Scheibenschießen an. Zumindest war es im Hinspiel so, der 45:42-Auswärtssieg der HSG ist nach wie vor das torreichste Spiel der Saison.
Angriff können die Magdeburger augenscheinlich, Abwehr eher nicht so. Vielleicht sind die Youngsters von Trainer Christoph Theuerkauf zu brav. Auffällig: Alle drei Zweitvertretungen aus Berlin, Magdeburg und Leipzig kassieren die wenigsten Zweiminutenstrafen der Liga. Kann ein Zeichen für Cleverness sein oder vielleicht doch für fehlende Aggressivität. Am Sonnabend werden alle schlauer sein.
Hier findet Ihr den Giebel
Infos zum Gegner
SC Magdeburg II
Tabellenplatz 12, 22:34 Punkte
10 Siege, 2 Remis, 16 Niederlagen
955 Tore (die meisten der Liga), davon 111 Siebenmeter
976 Gegentore (die meisten der Liga)
Beste Torschützen: Linksaußen Pablo Lange 192/88 Tore in 28 Spielen; Rückraum Mitte Sebastian Bialas 113/1 Tore in 28 Spielen; Kreis Leon Hein 104 Tore in 25 Spielen
Meiste Zeitstrafen: Leon Hein mit 18 in 25 Spielen
Zeitstrafen als Team: 85 in 28 Spielen
Auf http://www.diginights.com gibt es noch Stehplätze im Vorverkauf, ansonsten ist die Abendkasse geöffnet.