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1. Männer Schöne Bescherung

Sitzfleisch scheint den Handball-Männern der HSG Eider Harde nichts anzuhaben. Im Gegenteil – ausgeruht und voller Tatendrang rannten die Schleswig-Holsteiner nach einer mehr als 500 Kilometer langen Busfahrt zu ihrem dritten Langdistanz-Auswärtssieg in dieser Saison. Mit 34:31 hielten die Nordlichter Aufsteiger LHC Cottbus im Hexenkessel Lausitz-Arena in Schach, der kurz vor Weihnachten mit 1.745 Zuschauern ausverkauft meldete.

Eine schöne Bescherung war das für das Team von Trainer Matthias Hinrichsen. In der Tabelle der 3. Liga Nord-Ost überwintert die HSG mit 14:18 Punkten auf Platz acht. „Damit können wir gut leben, aber ausruhen dürfen wir uns nicht. Die Liga ist so eng zusammengerückt, da kann alles passieren“, sagt ein erleichterter Coach Hinrichsen, der die Mentalität seiner Spieler hervorhebt: „Dass wir am Ende einen kühlen Kopf behalten haben, obwohl die Hallendecke wegzufliegen drohte, hat mich tief beeindruckt.“

36:33 in Bernburg, 45:42 in Magdeburg und nun 34:31 in Cottbus. Nimmt man das 29:29-Remis bei der HSG Ostsee dazu, hat die HSG die Hälfte ihrer 14 Punkte in fremden Hallen geholt. Davon liegen drei nicht gerade um die Ecke von Hohn, Elsdorf, Hamdorf und Breiholz. Eine neue Qualität der HSG? Trotz strapaziöser Busfahrten zu performen? „Das kann sein. Fakt ist, dass wir auswärts in brenzligen Situationen kein Zitterhändchen mehr bekommen, obwohl gegnerische Fans ordentlich Druck machen“, sagt Hinrichsen.

Nach einer bockstarken ersten Halbzeit (19:13), in der die Abwehr (diesmal wieder mit Max Dau im Innenblock) plus Torwart Jorge Schmidt sowie Rückraum-Mann Jari Glumm herausragten, ließen sich die Gäste bei Wiederanpfiff von ihrer deutlichen Führung blenden. Der LHC, der früh in der ersten Hälfte seinen gefährlichen Kreisbullen Jupa Kastriot verletzt verlor, verkürzte Tor um Tor, hatte die Chance auf einen Treffer heranzukommen.

Doch die HSG blieb cool. Zwei Tore aufs leere Cottbusser Tor zum 31:27 brachten die Vorentscheidung. „Wir haben nach dem Seitenwechsel keine guten Lösungen mehr im Angriff gefunden. Bis zur 48. Minute machen wir nur sechs Tore. Wir haben uns schwer getan mit deren offensiven Halbverteidigern“, berichtet Hinrichsen, der, obwohl die Partie weit fortgeschritten war, in dieser Phase auf den siebten Feldspieler setzte. Ein Vabanquespiel, das diesmal gut ging. Bester Torschütze auf Eider-Seite war wieder einmal Thore Heinemann mit acht Buden. Keine Überraschung in dieser Saison. Der Kreisläufer belegt mit 91 Toren Platz acht der Torjägerliste, nach Feldtoren ist er sogar Fünfter.

Die Überraschung des Tages war eine andere.

Verwundert rieben sich einige Eider-Fans am Screen die Augen: Wer ist denn da gerade zum Strafwurf eingewechselt worden? Ist er das? Ist er das wirklich? Weil sich Edel-Siebenmeterschütze Kevin Hamann am Freitag krankmeldete, fragte Hinrichsen kurzerhand seinen Kreuzband-Rekonvaleszenten Jarno Mumm. „Ich brauchte jemanden, der ebenso sicher vom Strich verwandeln kann wie Kevin“, erklärte Hinrichsen seine Maßnahme. Nach dem Go der Mediziner und der Maßgabe „nur für Siebenmeter“ feierte Mumm schließlich sein Comeback nach mehr als eineinhalb Jahren Pause. Erst eine Schulterverletzung, dann der Kreuzbandriss im Training ließen den Torschützenkönig der Oberliga-Aufstiegssaison 22/23 am Spielfeldrand schmoren. In Cottbus erledigte der Spezialagent seine Mission mit Bravour. Drei von drei Siebenmeter verwandelt – beim Blick aufs Endergebnis nicht sooo unwichtig.

Dementsprechend blendend war die Partystimmung auf der Rückfahrt, da war Sitzfleisch erst recht kein Thema mehr.

Schmidt (1), Haack; Heckel (2), Rohwer, Heinemann (8), Kock (3), H. Oettershagen, Hartwich (6), J. Oettershagen, Fülbier, Bies (3), Deleske (1), Schneider (1), Glumm (6), Dau, Mumm (3/3)