1. Männer Stich ins Derby-Herz

Eine Niederlage schmerzt ohnehin schon, eine Derbyniederlage zuhause vor ausverkaufter Halle doppelt und dreifach. Die Handball-Männer der HSG Eider Harde haben das Drittliga-Duell gegen den Kreisrivalen TSV Altenholz mit 27:33 (15:13) verloren. Und womit? Mit Recht. Niemand kann und wird dem widersprechen – weder Spieler oder Trainer noch die eigenen Fans. Die Gäste kauften der HSG in der zweiten Halbzeit den Schneid ab.
Selten erlebte man HSG-Trainer Matthias Hinrichsen so ratlos nach einer Partie. „Ja, das stimmt. Ich war in der zweiten Halbzeit irgendwann ratlos. An dieser Niederlage habe ich, haben wir alle zu knabbern. Heute war nicht mehr drin. Leider“, gestand der Coach ein. Dabei fing alles so verheißungsvoll an.
Die Abwehr stand passabel, vorne war es ein starker Sören Hartwich, der die Akzente setzte. Nach 25 Minuten traf Kevin Hamann zu einer souveränen 14:8-Führung. Gäste-Trainer Torge Greve sah sich genötigt, nur drei Minuten nach der ersten seine zweite Auszeit zu verbraten. Die Hausherren schienen das Derby fest im Griff zu haben. Doch der Schein trog. Als Nicolas Kahmke mit dem Pausenpfiff auf 13:15 für die Altenholzer verkürzte – mit einem Wurf aus 13 Metern Entfernung – war das Momentum zum TSV gewechselt.
Zwar hielt die HSG die Partie noch gute zehn Minuten ausgeglichen (22:22), doch an diesem Freitagabend zeigten sich die Altenholzer Wölfe bissiger gegen zu zahme Eider-Handballer. Klar, beide Teams wollten dieses Derby sicherlich gewinnen, aber der TSV konnte es mehr auf die Platte bringen.
„Im Angriff haben wir keine Lösungen mehr gefunden, in der Deckung war das wenig. Es darf nicht passieren, dass uns der Gegner in einem Derby in eigener Halle emotional überlegen ist. Wer mich kennt, weiß, dass mich das am meisten besorgt. Ich habe schon lange nicht mehr so ein schlechtes Gefühl nach einem Spiel gehabt“, ließ Hinrichsen tief in seine Handballer-Seele blicken.
Der TSV brachte die Partie souverän nach Hause. Spätestens als Jesse Dahmke fünf Minuten vor Ultimo zum 30:26 einnetzte und damit mit seinem Cousin Sören Hartwich (beide 6 Tore) gleichzog, war das Familienduell entschieden. Hätte man 100 Handball-Fans gefragt, ob der Gästesieg verdient war – die Antwort wäre eindeutig gewesen: Ja.
Vielleicht wurde die HSG auch ein bisschen überrascht vom Mitwirken von Rasmus Ankermann, der in den ersten beiden Saisonspielen des TSV fehlte. Der 18-Jährige gilt als eines der größten Talente Deutschlands, unterschrieb in diesem Jahr einen Profivertrag beim THW Kiel und holte mit der U19 des DHB im Sommer WM-Gold in Ägypten.
Im Januar 2025 wurde er als erster Kieler Nachwuchsspieler überhaupt in den Elitekader des Deutschen Handballbundes aufgenommen – eine Ehrung, die nicht nur seine sportliche Leistung würdigt, sondern auch seine ganzheitliche Entwicklung in den Fokus rückt. Neben gezieltem Training auf höchstem Niveau profitiert er dort von individueller Förderung in den Bereichen Persönlichkeitsbildung und dualer Karriereplanung.
Neben einem stark parierenden Ex-Eider Keeper Jasper Basenau prägte vor allem Ankermann mit seiner Dynamik und Übersicht die Partie. Acht Tore gingen auf sein Konto.
Für Hinrichsen und sein Team steht jetzt Aufarbeitung auf dem Programm. Da nächstes Wochenende spielfrei ist, haben sie genug Zeit dafür: „Vielleicht müssen wir wieder aus der Wohlfühloase ausbrechen. Wir werden an uns arbeiten, aus dieser Partie lernen und gestärkt zurückkommen.“
Schmidt, Haack; T. Heckel (5), Rohwer (1), Kock (3), J. Oettershagen, Schneider, Mumm, Heinemann (3), Frahm, Hamann (8/6), Hartwich (6), R. Heckel, Dau, Bies, Abelmann-Brockmann (1)