1. Männer Hartwich-Show im Derby

Der dritte Auswärtssieg der Saison – nach einem Handballkrimi in einer prallgefüllten Halle – und dann noch in einem Landesderby. Das Drittliga-Duell der HSG Eider Harde beim DHK Flensborg hatte alles, was sich der gemeine Fan nachts ausmalt. Am Ende hüpften die Männer des früheren DHK-Spielers und jetzigen Eider-Trainers Matthias Hinrichsen durch die Idraetshallen. Glücksselig und siegestrunken. 29:28 endete die Partie zugunsten der Gäste. Ob verdient oder glücklich muss Hinrichsen nicht interessieren – Hauptsache zwei Punkte.
Der Trainer gab auf der anschließenden Pressekonferenz ehrlich zu Protokoll: „Natürlich hätten wir auch verlieren können. Aber es war schön zu sehen, wie wir im emotional vielleicht wichtigsten Spiel des Jahres mental bei uns geblieben sind und nicht nervös wurden – außer ich in der zweiten Halbzeit“, schmunzelte Hinrichsen.
Von vorne: Die Gäste kamen besser ins Spiel. Gestützt auf einen bockstarken Torwart Jorge Schmidt, der allein Shootingstar Thilo Knutzen drei Hundertprozentige abkaufte, führte die HSG durchweg im ersten Durchgang. In der Spitze mit fünf Toren Unterschied. DHK-Trainer Magnus Jensen: „Wir haben uns zu sehr von der 5:1-Deckung der HSG stressen lassen.“
Insgesamt war es ein Spiel der Linkshänder. Beim DHK dominierte die rechte Seite mit Philipp Schulte (9 Tore) und Tom Lorenzen (6), bei der HSG überzeugte Sören Hartwich mit neun blitzsauberen Buden. „Normalerweise haben wir eine ausgeglichenere Torverteilung, heute hat Sören die anderen in den Schatten gestellt. Soll mir auch mal recht sein“, bilanzierte Hinrichsen mit einem Augenzwinkern.
Mit einer scheinbar beruhigenden 16:12-Führung wurden die Seiten gewechselt. Wer öfter der HSG zuschaut, weiß, dass Vorsprünge schneller wieder weg sein können als das Siegerbier in der dritten Halbzeit. So kam es auch diesmal. Nach zweieinhalb Minuten hieß es nur noch 16:15, nach sechseinhalb 18:18 und nach elfeinhalb Minuten ging der DHK in Führung (19:18). „Das passiert uns zu oft, dass wir Führungen in Nullkommanichts abgeben. Daran müssen wir arbeiten“, analysierte Kapitän Georg Rohwer im Nachgang.
In den ersten 13 Minuten nach Wiederanpfiff gelangen den Eider-Handballern nur drei Tore. Immer wieder fanden sie im Flensborger Keeper Rune Hauenstein ihren Meister. Auf der anderen Seite zog Schmidt die Bälle nicht mehr so magisch an wie in Hälfte eins. Die HSG musste sich bei Hartwich bedanken, dass sie überhaupt im Spiel blieb.
Wenn gar nichts mehr ging, schnappte sich Hartwich den Ball und warf ihn vorbereitungslos einfach ins Tor. Der Tetenhusener war es auch, der kurz nach dem Wechsel die rote Karte gegen Knutzen herausholte (unabsichtlicher Gesichtstreffer).
So wogte die Partie bis zum Schluss hin und her. Der letzte Angriff gehörte den Gastgebern. Wer sonst außer Mister 100 Prozent Schulte hätte sich den finalen Wurf nehmen sollen? Doch diesmal bekam Schmidt seine Fingernägel an den Ball und lenkte ihn an den Pfosten. „Ich habe den Ball minimal berührt, ob das aber entscheidend war, keine Ahnung“, sagte der Torhüter. Der Rest war nur noch Jubel. Nach dem Derby ist vor dem Derby. Am Freitag erwartet die HSG die HG Hamburg-Barmbek in Hohn.
Schmidt, Haack; T. Heckel (1), Rohwer (2), Kock (3), J. Oettershagen, Schneider, Jonas, Heinemann (3), Hartwich (9), Dau, Abelmann-Brockmann (1), Glumm (5), Frahm, Hamann (5/4)