1. Männer Meister der Momentaufnahme

Ein Spiel, ein Sieg, ein Tabellenführer. Nach dem ersten Spieltag grüßt die HSG Eider Harde vom Platz an der Sonne in der 3. Liga Nord-Ost der Handball-Männer. Nur noch 29 Spieltage durchhalten, dann ist die Sensation perfekt. Rein theoretisch könnte man jetzt schon die Meisterfeier planen, das Konfetti bestellen und den Sekt kaltstellen. Realistisch? Nein. Lustig? Auf jeden Fall. Die Stimmung bei der HSG ist prächtig vor dem Heimspielauftakt am Sonnabend gegen den SV 04 Plauen-Oberlosa (Anwurf: 19.15 Uhr).
Zweite gute News: Die Werner-Kuhrt-Halle steht wieder zur Verfügung. Am Mittwoch war Abnahme des neuen Hallenbodens, am Donnerstag durfte das Team darauf trainieren. Erstmals gibt es farblich abgesetzte Sechsmeterkreise in der Hohner Sporthalle.
Dritter Fakt: Eider-Fans können ihre vorbestellten Dauerkarten am Spieltag ab 17.45 Uhr in der Halle abholen. Kartenzahlung wird bevorzugt, Cash funktioniert auch.
„Natürlich wissen wir, dass die Tabelle nullkommanull Aussagekraft besitzt, aber den Spaß gönnen wir uns, ein wenig zu witzeln. Das zeugt auch von unserem gestiegenen Selbstvertrauen“, erzählt HSG-Trainer Matthias Hinrichsen aus dem Innenleben seiner Mannschaft. Die trifft am Sonnabend auf einen weitgehend unbekannten Gegner.
Kurzer Exkurs in Sachen Geografie. Die Kreisstadt Plauen unweit der deutsch-tschechischen Grenze ist mit über 65.000 Einwohnern die ungekrönte Hauptstadt des sächsischen Vogtlandes. Oberlosa ist ein Stadtteil Plauens. Über die Landesgrenzen hinaus berühmt ist die Stadt für ihre traditionsreiche Stickerei- und Spitzenindustrie. Im 19. und 20. Jahrhundert war Plauener Spitze ein gefragtes Exportprodukt und ist bis heute ein Markenzeichen der Region.
Vergangene Saison wurde der SV 04 Drittletzter der Südstaffel und tütete den Klassenerhalt erst in der Relegation gegen den HC Burgenland ein. Im Sommer sind die Spitzenstädter in die Nord-Ost-Staffel gerutscht. Für manch einen überraschend, liegen doch mehr als 650 Autobahn-Kilometer zwischen Plauen und Flensburg. Nun gut – irgendjemand wird sich etwas dabei gedacht haben, die Teams aus Hannover in die Nord-West-Staffel zu schicken und dafür Aue und Plauen nach Schleswig-Holstein. Hinrichsen und seine Truppe nehmen es, wie es kommt. Und am Sonnabend scheint ein euphorisierter Gegner zu kommen.
An Spieltag eins schlugen die Plauener sensationell Eintracht Hildesheim (28:26), einen der großen Aufstiegsfavoriten. Auf der Vereinswebsite ist von einem historischen Sieg zu lesen.
„Die Plauener haben Hildesheim mit ihrer Körperlichkeit und einer großen Portion Emotion niedergekämpft. Das war beeindruckend“, lobt Coach Hinrichsen die Sachsen. Wie stellt er sein Team darauf ein? „Wir müssen die groß gewachsenen Spieler in Bewegung kriegen und versuchen nicht so zweikampforientiert zu spielen. Die Challenge ist es, das Timing im Rückraum zu verbessern, so dass wir unsere Individualität voll ausspielen können. Wir wollen den Torerfolg optimal vorbereiten, möchten erwachsener spielen“, sagt Hinrichsen.
Einer, der dabei helfen soll, ist Neuzugang Malte Abelmann-Brockmann. Beim Auswärtssieg in Leipzig (37:26) zeigte der Ex-Altenholzer vielversprechende Ansätze.
„Leipzig war ein tolles Erlebnis“, berichtet Abelmann-Brockmann, „die Masse an Auswärtsfans hat mir imponiert. Jetzt gilt es für mich, dass ich schnellstmöglich alle taktischen Abläufe verinnerliche.“ Auf sein Heimdebüt freut sich der Aufbauspieler besonders: „Ich kenne die Hohner Halle bisher nur als Gast. Jetzt kann ich die Stimmung endlich mal als Teil des Gastgebers genießen.“
Den Sieg in Leipzig möchte Abelmann-Brockmann nicht so hoch hängen: „Klar freuen wir uns darüber, aber es warten in der Saison noch andere, viel schwierigere Aufgaben gegen erfahrenere Mannschaften auf uns.“
Auf der anderen Seite: Tabellen lügen bekanntlich nie – außer vielleicht am ersten Spieltag.
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