1. Männer Gemischte Gefühle trotz Auswärtssieg

Wer handballerisch auf Abwehrmaloche, auf Zweikämpfe, auf hart erarbeitete Tore steht, für den dürfte die Partie der HSG Eider Harde bei den Youngsters des SC Magdeburg nichts gewesen sein. Das war beidseitig mehr passiver Begleitschutz als alles andere. Es konnte den Gästen aber egal sein, denn schlussendlich gingen sie als Sieger aus diesem denkwürdigen Spiel in der 3. Liga Nord-Ost hervor. 45:42 lautete das Basketball-verdächtige Endergebnis. 87 geworfene Tore in 60 Minuten – damit stellten die Teams den Torrekord vom achten Spieltag ein, an dem auch der SCM beteiligt war, als er mit 44:43 in Bernburg gewann.
Dank der zwei Punkte und dem fünften ungeschlagenen Spiel in Folge springt die HSG in der Tabelle auf den achten Platz (12:16 Punkte). Allerdings ist Vorsicht geboten. Bis zum Schlusslicht Anhalt Bernburg sind es nur vier Punkte Vorsprung.
Umso wichtiger war der zweite Auswärtssieg der Saison für die Eider-Handballer, um den Abstand nach unten konstant zu halten. Denn auch die HSG Ostsee, der SV Anhalt Bernburg, der LHC Cottbus und der Oranienburger HC konnten doppelt punkten.
Zum Spiel: Wüsste man es nicht besser, man könnte denken, da hätten zwölf „Klaus Körperlos“ auf dem Feld gestanden, die vorher das Lehrbuch „Perfekt schlecht verteidigen – so funktioniert’s“ auswendig gelernt haben. Wie gefällt Dir so ein Tag der offenen Scheunentore, Matze? „Überhaupt nicht gut, deswegen hätte man nach dem Abpfiff in der Kabine meinen können, wir hätten verloren. Die Stimmung war wirklich nicht euphorisch“, berichtete Eider-Coach Matthias Hinrichsen.
Fast jeder Angriff durfte der Gegner frei werfen – und zwar hüben wie drüben. Hinrichsen: „Der einzige Unterschied war, dass Jorge in der zweiten Halbzeit ein paar Bälle mehr gehalten hat.“ Ansonsten bekamen die Zuschauer „Run and gun“ at its best geboten. Wer’s mag!?
Auffällig im Angriff neben Sören Hartwich (8 Tore), Thore Heinemann (8) und Tjorben Heckel (6) war diesmal Mittelmann Finn-Luca Bies, der mit einem Dutzend Treffern seine beste Saisonleistung in der Offensive ablieferte. Jari Glumm musste dagegen nach wenigen Minuten von Wadenkrämpfen geplagt auf die Bank. Hinrichsen: „Eine reine Vorsichtsmaßnahme.“
Klar, der Trainer gab sich zufrieden mit den – O-Ton – „hammerwichtigen zwei Punkten“, aber das kontaktlose Abwehrspiel wurmte ihn einfach: „Richtig happy sind wir alle nicht, aber vielleicht ist das auch gut so, weil dann der Fokus hoch bleibt, es nächstes Mal besser zu machen“, so Hinrichsen. Logischerweise war auch sein Gegenüber, SCM-Trainer Christoph Theuerkauf, alles andere als amused über die Abwehrleistung seiner jungen Bengel. Auf unsere Nachfrage gab er zu Protokoll.
„Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf den Eider-Angriff. Wenn wir überhaupt Zweikämpfe geführt haben, haben wir sie falsch geführt, wenn wir dem Nebenmann geholfen haben, haben wir zu früh geholfen. Mit 45 Gegentoren in eigener Halle kommst du für einen Sieg nicht infrage. Das war eine völlig verdiente Niederlage. Klar, mir fehlen seit Wochen mit Leon Bahr und Julliuas Drachau zwei Schlüsselspieler, aber das kann keine Ausrede sein. In den drei Spielen davor kamen wir mit dem vorhandenen Kader auch jedes Mal für einen Sieg infrage, haben uns dann aber nicht belohnt. Jetzt gegen Eider kamen wir für nichts infrage. Das war einfach nur schlecht“, bilanzierte Theuerkauf.
Und so feierten, betrommelten und betröteten am Ende eine Handvoll Gästefans ihre Lieblinge in einer Affenlautstärke. Eider Harde olé!, hieß der Song des Abends. Hinrichsen: „Großes Kompliment. Was die für einen Krach veranstaltet haben, wirklich atemberaubend.“
Schmidt, Haack; Heckel (6), Rohwer (1), Heinemann (8), Hamann (4/2), Kock (1), H. Oettershagen (5), Hartwich (8), J. Oettershagen, Fülbier, Bies (12), Deleske, Schneider, Glumm, Dau