1. Männer Glumm-Comeback und Tor-Kuddelmuddel bei Niederlage gegen Tabellenführer

„Viel Bewegung im Angriff, gute Passgeschwindigkeit, ein richtig cleverer und wunderschöner Handball.“ Das Kommentatoren-Duo beim Internet-Sender Sportdeutschland.tv überschlug sich mit Komplimenten, als es die Handball-Männer der HSG Eider Harde über den grünen Klee lobte. Die hatten just in Person von Sören Hartwich den 6:6-Ausgleich beim Tabellenführer der 3. Liga Nord-Ost und amtierenden Meister MTV Braunschweig erzielt und wirkten nach zwölf gespielten Minuten gut im Game.
Zehn torlose Minuten später war die Handball-Welt geradegerückt, der MTV hatte dank eines 7:0-Laufs beim 13:6 auf Sieg gestellt und sollte diese Führung bis zum Abpfiff nicht mehr hergeben. 36:30 leuchtete das Endergebnis von der Anzeigetafel in der mit 900 Zuschauern proppevollen Sporthalle Alte Waage in der Löwenstadt. Oder waren es etwa doch nur 35 MTV-Tore? Der Liveticker auf handball.net spuckte ein 35:30 aus. Dazu später mehr.
Zunächst einmal sollen an dieser Stelle die positiven Dinge aus Sicht der Gäste genannt werden. Die erwiesen sich nämlich gute 45 Minuten lang als ebenbürtiger Gegner für den großen Favoriten. „Von der Spielanlage und von der Abwehrleistung her hat mir das über weite Strecken wirklich gut gefallen. Mit ein bisschen mehr Abschlussstärke und ein wenig mehr Glück hätten wir die Partie vielleicht enger gestalten können“, meinte ein nicht unzufriedener Trainer Matthias Hinrichsen nach Spielschluss.
Aber so verhagelte der HSG die mehrminütige Phase in der ersten Hälfte ein besseres Ergebnis. „Diese Phase nehme ich auf meine Kappe. Ich habe viel herumexperimentiert und damit offensichtlich die Mannschaft verunsichert“, räumte der Coach ein. Hinrichsen hatte es nach eigener Ansicht übertrieben mit seinen Wechselspielchen.
Die HSG fing sich zwar wieder, konnte den Sieben-Tore-Pausenrückstand (12:19) aber nie merklich schrumpfen lassen. Das Gute: Die Gäste gewannen die zweite Halbzeit mit 18:17 oder eigentlich sogar mit 18:16, je nachdem welches von den eingangs erwähnten Resultaten man zugrunde legt. Was war da bloß los? Beim Stand von 28:20 für den MTV nahm Hinrichsen eine Auszeit, danach ging es mit 29:20 weiter. Niemand wusste sich zu erklären, wo dieses Phantomtor herkam? Im Grunde ein Mega-Aufreger, aber angesichts des Spielstands wurde daraus kein großes Bohei gemacht. „Not amused war ich trotzdem“, so Hinrichsen.
Hätte die HSG mehr Zielwasser am Siebenmeterstrich getrunken, vielleicht wäre das Tor-Kuddelmuddel nochmal ein größeres Thema geworden, aber so lag der MTV uneinholbar vorne. Allein fünf Strafwürfe vergab die Hinrichsen-Crew. Der etatmäßig Schütze Kevin Hamann (vergangene Saison 84 Siebenmeter verwandelt) konnte die Auswärtstour krank nicht antreten.
Was bleibt hängen von der Begegnung? Zum einen stimmte die Moral der Eider-Handballer. Die HSG gab sich nie auf. Und dann war da ja noch das Comeback von Jari Glumm. Der Rückraum-Linke mit der Sprungkraft eines Flummis auf Koffein schweißte 336 Tage nach einem Kreuzbandriss in Berlin in der 26. Minute sein Comeback-Tor ein. Zwei weitere sollten folgen. Glumms Rückkehr lässt die HSG wieder variabler in der zweiten Reihe werden.
Hinrichsen trat mit einem guten Gefühl die Heimreise an: „Genauso können wir weitermachen am nächsten Freitag im Heimderby gegen den DHK Flensborg.“ Die HSG freut sich auf eine volle Halle.
Schmidt, Ataman; Suhr, Heckel (1), Rohwer (2/1), Heinemann (5), Dau (1), Kock (1), H. Oettershagen (2), J. Oettershagen (4/1), Hartwich (1), Fülbier (2), Bies (6/2), Deleske (1), Schneider (2)