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1. Männer Da war mehr drin

Kopf hoch, wollte man den Handball-Männern der HSG Eider Harde am liebsten zurufen. Nach Abpfiff ihrer Drittliga-Partie gegen den SC DHfK Leipzig II hingen die Häupter tief. Die hauchzarte 32:33-Heimniederlage nagte an den Spielern. Einige schlugen mit der platten Hand auf den Boden, andere traten gegen die Wand oder saßen ausdruckslos auf der Bank. Eigentlich hatten sie doch alles im Griff in Hälfte eins und doch gaben sie einen möglichen dritten Saisonsieg nach dem Seitenwechsel aus der Hand. Wie konnte das passieren?

Das fragten sich in einer vollen Werner-Kuhrt-Halle viele Zuschauer. HSG-Trainer Matthias Hinrichsen hatte in einer Ad-hoc-Analyse nach Spielende einen Erklärungsansatz parat: „Wir sind zu schnell zufrieden.“ Wie meint er das?

Zu schnell zufrieden – ein Punkt, der Hinrichsen nervt. So richtig nervt. „Man merkt es nach einem Sieg wie jetzt in Bernburg im Training. Der Dampf lässt nach. Wahrscheinlich nicht absichtlich, aber unterbewusst. Das geht nicht. Wir müssen immer Vollgas geben. Passiert das nicht, überträgt sich die Trainingsleistung aufs Spiel“, macht der Coach klar.

Der böse Bube namens „Zufriedenheit“ war gegen die U23 der Leipziger konkret nach Wiederanpfiff zu sehen, als eine grundsolide 18:14-Pausenführung innerhalb kürzester Zeit verspielt wurde. Die ersten elf Minuten in Halbzeit zwei verlor die HSG mit 5:11. Zu wenig Abwehr, zu viele technische Fehler und vergebene „Hundertprozentige“ waren die Hauptursachen.

Auffällig: Die Tiefschlafphasen nach der Pause scheinen zu einer schlechten Tradition zu werden. Gegen den LHC Cottbus, beim TSV Anderten und bei den Füchsen Berlin II ließen die Eider-Spieler ihre Gegner nach der Halbzeit ebenfalls gewähren. Hinrichsen: „Das ist leider ein Trend, dass wir schläfrig aus der Kabine kommen.“

Zur ganzen Ehrlichkeit gehört auch, dass der entscheidende Unterschied in der ersten Hälfte zwischen den Pfosten stand. Eider-Keeper Jorge Schmidt parierte elf Würfe, seine Gegenüber so gut wie keinen, selbst wenn der Ball Mitte Tor flog. Das änderte sich in Halbzeit zwei. Plötzlich hielt auch der Leipziger Torwart Bälle, auf Eider-Seite wurden es etwas weniger Paraden, trotz zweier kurz hintereinander entschärfter Siebenmeter von Ali Ataman.

Irgendwie war der Flow der ersten 30 Minuten weg. Und Leipzig, angeführt vom überragenden „Alles-Entscheider“ Jonas Hönicke, drehte die Partie. Dennoch wäre vielleicht ein Unentschieden gerechter gewesen, aber der HSG gelang im letzten Angriff der Partie kein ernstzunehmender Wurf mehr aufs Tor. Schade und Glück für den SC DHfK, der jubelnd von dannen zog. Hinrichsen versöhnlich: „Wir haben ein Drittliga-Spiel offen gestaltet. Das bedeutet, dass wir einen guten Job gemacht haben. Leider hätten wir einen sehr guten Job gebraucht, um zu gewinnen.“ Jetzt heißt es, den Schmerz in Stärke zu verwandeln und sich darauf zu konzentrieren, was vor einem liegt. Das ist am Sonnabend Titelkandidat MTV Braunschweig. Wieder ein Spiel, bei dem die HSG nur gewinnen kann.

Schmidt, Ataman; Heckel (4), Rohwer, Heinemann (6), Dau (1), Hamann (2/1), Kock (4), H. Oettershagen (1), J. Oettershagen, Hartwich (4), Fülbier (1), Bies (5/1), Deleske (1), Schneider (3)

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